Viele Organismen fallen in der Kreide durch Riesenwuchs auf. Viele beindruckende Beispiele sind bei den Dinosauriern zu finden. Riesenwuchs betrifft jedoch viele andere Tiergruppen und sogar Einzeller wie die bereits erwähnten Großforaminiferen.
Auch die Ammoniten sind davon betroffen. Der größte aus der Kreide stammende Ammonit ist Parapuzosia seppenradensis.Das unvollständige Fossil (ihm fehlt eine Gehäusewindung) besitzt einen Durchmesser von 1,8m. Das vollständige Tier wird auf 2,4m geschätzt.
Die kompliziert verfalteten Lobenlinien der Ammoniten entwickeln sich bereits im Jura zurück zu ursprünglichen einfacheren, mehr oder weniger unverfalteten ceratitischen oder goniatitischen Lobenlinien. Die Spiralform wird in kürzester Zeit, stark variiert und innerhalb der Ammonoidea ist während der Kreide ein Trend zur Abrollung der Gehäuse zu skurrilen, aufgewundenen Formen zu beobachten (heteromorphe Ammoniten). Die Gattung Baculites ist sogar wieder vollkommen gerade ausgestreckt und erinnert an die Urform Orthoceras (Nautiloidea). Diese Entwicklungen werden als oft als evolutionärer Rückschritt, also degenerativ gedeutet, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Ammoniten (im engeren Sinne) bereits am Ende der Kreide komplett aussterben. Allerdings sterben auch alle Ammoniten mit „normalem“, spiralgewundenem Gehäuse aus. In der höchsten Oberkreide gab es nur noch ca. 30 Ammonitenarten, und kurz oberhalb der Iridium-Anomalie, die global nachgewiesen wurde und einen Meteoriten-Impakt wahrscheinlich macht, sind alle Ammoniten verschwunden.
Gut erhaltene, vollständige Fossilien der heteromorphe Ammoniten-Gehäuse sind selten, da sie sehr leicht zerbrechen. Die wenigen vollständigen Funde sind meist komplett im Gestein eingebettet und müssen mühsam uns sorgsam freigelegt werden.
Die heute noch mit 7 Arten vertretene Gattung Perlboot (Nautilus 5 Arten und Allonautilus 2 Arten) leitet sich von den ursprünglichen Nautiloidea ab, ist also keine Ammonitengattung (Ammonoidea) im engeren und systematisch korrekten Sinne.
Otto Heinrich Schindewolf und die Typhostrophen-Theorie
Kurzfristige, radiationsartige Entwicklungsphasen in Richtung einer bestimmten hochgradingen Spezialisierung sind nicht nur bei den Ammoniten, sondern auch bei Tieren und Pflanzen in anderen Epochen zu beobachten.
Otto Heinrich Schindewolf (1896 – 1971 Universität Marburg, Universität Tübingen) gründete deshalb die Typhostrophen-Theorie.
1. In entwicklungsgeschichtlich kurzer Zeit der Typhogenese entsteht ein neuer Bauplan und breitet sich explosiv aus.
2. In der Phase der Typhostase entwickeln sich parallele verschiedene Reihen von Erscheinungsformen mit hochgradiger Spezialisierung bei mehr oder weniger gleichbleibenden Rahmen-Bedingungen.
3. In der Phase der Typholyse löst sich der Bauplan bei Änderung der Rahmenbedingungen durch Überspezialisierung auf, bzw. wird extrem dezimiert oder stirbt komplett aus.
Man kann eine Überspezialisierung, die wie im Fall der Ammoniten als degenerativ bezeichnen, da sie letztendich zum Aussterben der Ammoniten führte. In anderen Fällen bleibt eine oder wenige mehrere spezialisierte Formen trotz Änderung der Umweltbedingungen bestehen und entwickelt sich unter neuen Radiationen anpassend unter neuen Umweltbedingungen weiter.
Ein gutes Beispiel ist die Entwicklung der Dinosaurier. Der Hauptzweig der Entwicklung führte offensichtlich zu Formen, die den schlagartig drastischen Veränderungen der Umweltbedingungen damals nicht gewachsen waren. Gewisse überlebende Formen allerdings führten zu den Säugetieren, die in Ihrer Formenvielfalt heute eine ähnliche Rolle spielen.
Gewisse Leute würden sagen, die Säugetiere haben fortan die Macht über die Erde übernommen. Weitere, mir nicht besonders sympathische, kurzdenke Geister behaupten sogar es wäre der Mensch in einer Art göttlichen Vorsehung als Krone der Schöpfung.
In Artenvielfalt und Biomasse sind dies allerdings eindeutig die Arthropoden und speziell die Insekten (Hexapoda). Gerade dem Menschen steht meiner Meinung nach eine Typholyse zuvor. Paläontologisch-entwicklungsgeschichtlich gesehen handelt es sich bei der Geschichte des Menschen nur um Sekunden. In kürzester Zeit bringt sich der Mensch in eine seine eigenen betreffend Bedürfnisse betreffend präkäre Lage und hat dabei auch noch ein Artensterben nicht zu geringen Ausmaßes zu verantworten. Nicht umsonst wurde erdgeschichtlich neuestens ein Anthropozän als erdgeschichtliche Epoche vorgeschlagen. Ist dies nun als besondere Leistung des Menschen oder als degenerative Entwicklung zu werten. Diese Art der Bewertung liegt in religiöser Natur. Die Evolution ist ein blinder Uhrmacher, sie denkt nicht in die Zukunft, sie findet in der Gegenwart statt und kennt kein Gut und Böse.