Die zweite Gruppe der magmatischen Gesteine, die Gruppe der Ganggesteine, umfasst Übergangsformen zwischen Vulkaniten und Plutoniten, auch was ihren Entstehungsort, sowie ihre mineralische Zusammensetzung betrifft. Sie entstehen aus erhärtetem Magma in vulkanischen Gängen unmittelbar in den obersten Schichten der Erdkruste bis in nur wenigen Kilometern Tiefe. Entscheidend ist, dass das Magma nicht an die Erdoberfläche tritt. Der berühmte Pfahl im Bayerischen Wald beispielsweise ist ein Ganggestein. Es handelt sich um einen etwa 100 km langen und bis 100m breiten heraus gewitterten Quarzgang.
Sämtliche Eigenschaften von Plutoniten und Vulkaniten können sich in Ganggesteinen vereinen. Auch die Größe der Einzelkristalle des Kristallgefüges nimmt eine Mittelstellung ein. Dies erschwert die genaue Bestimmung nicht nur der Ganggesteine erheblich, sondern auch die der Magmatite im Allgemeinen, da all diese Gesteine miteinander in Vergesellschaftung vorkommen können.
Erstarrt Magma aus der Tiefe der Erdkruste oder des Erdmantels in einem vulkanischen Gang, so enstehen daraus jeweils ein plutonisches Gestein und ein Ganggestein. Sie gehen beide aus dem selben Magma hervor. Insofern hat jedes oberflächennahe Ganggestein ein plutonisches Tiefenmuttergestein. Die beiden Gesteine können sich sehr ähnlich sein, aber auch sehr unterschiedlich aussehen. In der Tiefe kristallisieren beispielsweise nur einzelne Minerale aus, die sich in einer flüssigen Restschmelze befinden. Der flüssige Teil dieser Restschmelze dringt in feinere Risse in der Erdkruste ein und gelangt in weit oben gelegene Bereiche der Erdkruste, und erstarrt dort als Ganggestein. Ihm fehlen die in der Tiefe bereits auskristallisierten, mineralischen Bestandteile. Es unterscheidet sich dadurch vom Tiefenmuttergestein. Ganggesteine, die sich von ihrem Tiefenmuttergestein stark unterscheiden, nennt man gespaltene Gesteine. Aplite sind sehr helle, gespaltene Ganggesteine, die zum größten Teil nur aus feinkörnigem Quarz und Feldspat bestehen. Granit ist ein sehr häufiges plutonitisches Gestein. Eine alte Eselbrücke für die Zusammensetzung von Granit lautet: Feldspat, Quarz und Glimmer, das vergess ich nimmer. Grobkörnige Feldspat-, Quarz- und Glimmer- haltige Ganggesteine heißen Pegmatite. In ihnen kommen gehäuft seltene Elemente wie Lithium, Rubidium, Cäsium, Beryllium und entsprechende Edelsteine vor (Edelsteinpegmatite). Die dunklen, meist feinkörnigen Lamprophyre tragen Einsprenglinge von Olivin, den dunklen Glimmer Biotit, Pyroxen und Amphibol. Die wichtigsten Ganggesteine sind Granitporphyr, Syenitporhyr, Dioritporphyr und Gabbroporphyrit.
Die verschiedenen Plutonite und ihre Äquivalente sind in folgender Übersicht dargestellt:
Plutonite Ganggesteine Vulkanite
Granit Granitporphyr Quarzporphyr=Rhyolith=Liparit
Syenit Syenitporphyr Trachyt
Diorit Dioritporphyr Porphyrit
Gabbro Gabbroporhyrit Basalt
Peridotit Pikrit