Stamm Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse Trilobita ( Trilobiten; Dreilapper)
Ordnung Phacopida
Gattung Phacops
Arten: Phacops rana
Phacops milleri
Phacops latifrons
Phacops schlotheimi
Phacops ferdinandi
Vorkommen: Silur – Devon
Verbreitung: weltweit
Cephalon: unberandet, Glabella groß
Gesichtsnaht: propar oder gonatopar
Facettenaugen: schizochroal
Wangen: abgerundet, unbestachelt
Thorax : aus 11 Segmenten bestehend
Pleuren: abgerundet, gefurcht
Pygidium: halbkreisförmig, abgerundet
Phacops ist eine der uns am häufigsten überlieferte Gattung dieser frühen Lebewesen aus dem Stamm der Gliederfüßer. Mit einer Vielzahl an Arten bevölkerte die Familie der Phacopiden die Ozeane des Silur und Devon. Phacops-Funde von Riesenformen aus Marocco erreichen die faszinierende Länge von bis zu 30 cm.
Merkmale:
Die Gattung ist durch ihre ausgeprägte Merkmalskombination sehr leicht wiederzuerkennen. Vor allem wegen des bei Phacops sehr globig ausgeprägten Mittelteils des Kopfes, der Glabella. Sie ist nach vorne verbreitert und reicht bis an den Vorderrand des Kopfes. Dort befindet sich deshalb kein sichtbarer Rand. Die Glabella ist mit zahlreichen kleinen Höckern übersät. Bei einigen Arten kann auch der Rumpf kleine Höcker besitzen, allerdings weniger dicht. Das Schwanzsegment (Pygidium) ist halbkreisförmig und hinten abgerundet.
Der Rumpf (Thorax) ist bei der Gattung Phacops durchwegs aus 11 Körpersegmenten aufgebaut. Die Enden der Segmentseitenteile (Pleuren) sind am äußeren Ende abgerundet und in Längsrichtung gefurcht. Jedes dieser Segmente besitzt ein Beinpaar, das aus Spaltfüßen besteht..
Die Augen der Phacops-Arten sind aus maximal 130 Linsen zusammengesetzt. Es handelt sich nicht um Facettenaugen mit Wabenmuster, wie man sie von Insekten oder anderen Trilobiten kennt, sondern um runde Einzellinsen mit eigener Hornhaut, sogenannte schizochroale Augen. Die Linsen der Augen sind in Reihen angeordnet. Als Schutz vor Feinden konnten sich die Tiere wie die heutigen Asseln einrollen. Dabei rastet der Hinterrand des Pygidiums in eine Furche unterhalb des Kopfes ein. Sehr oft sind die Tiere in dieser Haltung überliefert. Mit den Asseln sind die Trilobiten allerdings nicht näher verwandt, obwohl die starke Ähnlich die vermuten ließe. Allerdings gehören sie zum gleichen Tierstamm, den Gliederfüßern (Arthropoda), wie alle Insekten Spinnen, Krebse, Tausenfüßler usw..
Die Augen als wichtiges Bestimmungsmerkmal
Mit zunehmendem Alter, bzw. der Entwicklungsstufe nimmt die Anzahl der Linsenreihen zu. Junge Phacops-Trilobiten besitzen 12 – 13 Linsenreihen. Je nach Anzahl der Linsenreihen im Erwachsenenstadium werden zwei verschiedene Phacops-Arten unterschieden:
Bei Phacops rana, dem Frosch-Phacops steigt die Zahl bis auf 17 Linsenreihen beim erwachsenen Tier an.
Ein dem Phacops rana äußerlich sehr ähnlicher Trilobit ist der Phacops milleri. Er besitzt im Erwachsenenstadium 18 Linsenreihen und dessen Augen treten etwas stärker hervor. Früher wurde der geringe Unterschied lediglich als Variation der Art Phacops rana angesehen und als Unterart Phacops rana milleri bezeichnet. Wichtige häufige Arten sind Phacops latifrons und Phacops schlotheimi. Sie unterscheiden sich von P.milleri und P. rana durch eine geringere Anzahl der Linsenreihen bzw. sind bei P. schlotheimi sind die Linsen nicht in Reihen angeordnet.
Lebensraum und Vorkommen
Die ersten Phacopiden treten bereits in oberen Ordovizium auf, die Gattung Phacops allerdings erst im Silur.
Hier trugen sie als wichtiger Bestandteil zur Meeresfauna bei. Phacops lebte zusammen mit Seeskorpionen (Eurypterus) und Quastenflossern, Goniatiten, Spiriferiden und vielen anderen Meereslebewesen in den Ozeanen des Silur und Devon. Im Unterdevon vor 410 – 390 Millionen Jahren erlebten sie ihre Blütezeit. Phacops ist in Tiefwassersedimenten, sowie auch in Ablagerungen flacher Meeresbereiche überliefert. Am häufigsten tritt er in den seichten warmen Flachmeeresbereichen der warmen Klimazonen auf ,von wo er in tonigen Kalken überliefert ist. In den Schiefern des Hunsrück sind sie im unterdevonischen Schlamm eines ehemaligen Flachmeeres in etwa 200m Wassertiefe die häufigsten Fossilien. Hier findet sich vor allem die Art Phacops ferdinandi. Wie wahrscheinlich die allermeisten Trilobiten ernährte sich Phacops von Detritus, d. h. von abgestorbenen, teils zersetzten pflanzlichen und tierischen, auf den Meeresboden gesunkenen Resten, allerdings wird für Phacops in Wissenschaftskreisen eine räuberische Ernährungsweise nicht ausgeschlossen.
Ein Tier kann mehrere Fossilien liefern
Trilobiten gehören zu den hemimetabolen Gliederfüßern, das bedeutet, dass die Embryonalentwicklung schrittweise über mehrere Entwicklungsstadien und Häutungen zum Erscheinungsbild des erwachsenen Tieres führt. Die Gesichtsnaht, normalerweise eine Sollbruchstelle des Panzers bei der Häutung, bricht bei Phacops nicht oder nur selten auf. Die alte Haut bricht an anderer Stelle, meist hinter dem Kopf. Die Stadien der Jungtiere unterscheiden sich äußerlich von dem Erwachsenenstadium. Die Häutungsreste können ebenfalls versteinern. Ein Tier kann somit mehrere Fossilien liefern.
Ein Fenster der Evolution
Der berühmte Paläontologe und Direktor der Abteilung für Wirbellose des American Museum of Natural History Niles Eldridge untersuchte die Evolution dieser frühen Gliederfüßer. Er fand heraus, daß Phacops milleri als Stammform von Phacops rana anzusehen ist und beide Formen 3 Millionen Jahre lang Zeitgenossen waren, jedoch unterschiedliche Lebensräume beanspruchten. Phacops milleri lebte zunächst in den Meeren des heutigen Deutschlands und Nordafrikas. Aus einer isolierten Population von Phacops milleri (18 Linsenreihen) entwickelte sich Phacops rana (17 Linsenreihen). Übergangsformen sind von Eldridge belegt. Später ist Phacops milleri auf die zentralen Meere von Nordamerika beschränkt. Zur selben Zeit lebte Phacops rana nur im östlichen Nordamerika im Bereich der heutigen Appalachen und des Staates New York. Während dieser Zeit veränderten sich die beiden Formen nicht und werden deshalb als eigene Arten angesprochen. Durch starke Klimaveränderungen verdampften dann die Meere des zentralen Nordamerikas und Phacops milleri starb aus. Als das Meer von Osten wieder auf das Festland vordrang zog die Tochterart Phacops rana in diesen Bereich mit ein und besetzte offensichtlich die jetzt frei gewordene ökologische Nische seiner Elternart.
Der genauere Ablauf der Artenaufspaltung und Artenneubildung ist nur selten in derartig differenzierter Form nachgewiesen worden.
Phacops im Widerspruch zu Darwins Evolutionstheorie
Eine über Millionen von Jahren andauernde Existenz zweier verwandter Formen ohne fortschreitende Veränderung ist in der Evolutionstheorie Darwins nicht vorgesehen und wurde von Darwin ignoriert.
Er ging von einem graduellen, sich in kleinen Schritten vollziehenden Wandel in der Lebenswelt aus.
Niles Eldridge hat anhand von Phacops-Arten einen Beweis geliefert, daß Lebewesen nicht einer ständigen Veränderung unterliegen, sondern ein Bestreben zeigen unter günstigen Umweltbedingungen über sehr lange Zeiträume stabil zu bleiben. Eindrucksvolle Beispiele sind in diesem Zusammenhang auch heute noch lebende Fossilien, wie der Quastenflosser (Fisch), oder die Araucarie (Zimmertanne), die schon seit mehreren hundert Millionen Jahren fast unverändert blieben.
Vorkommen
weltweit verbreitet, Ontario/Kanada, Sylvania in Ohio/USA, Kourybgia/Marocco, Spanien, Ardennen/Frankreich
Deutschland: Rheinisches Schiefergebirge, Hunsrück, Eifel